Vollkommen ist Gott, der Herr! Vollkommen sein Wille, der in ihm ist, und der aus ihm hervorgeht, um das Schöpfungswerk zu zeugen und zu erhalten. Vollkommen sind deshalb auch die Gesetze, die in seinem Willen die Schöpfung durchziehen.
Vollkommenheit aber schließt jedes Abbiegen von vornherein aus. Das ist die Grundlage, die den Zweifel an so vielen Behauptungen unbedingt berechtigt! Manche Lehren widersprechen sich selbst, indem sie ganz richtig die Vollkommenheit Gottes lehren, gleichzeitig aber im genausten Gegensatze Behauptungen aufstellen und Glauben verlangen an Dinge, die eine Vollkommenheit Gottes und seines Willens, der in den Gesetzen der Schöpfung liegt, ausschließen.
Damit aber wurde der Krankheitskeim in so manche Lehre gesenkt. Ein bohrender Wurm, der den ganzen Bau einst zusammenbrechen lassen muß. Der Zusammenbruch ist dort um so unausbleiblicher, wo solche Widersprüche zu Grundpfeilern gemacht wurden, die die Vollkommenheit Gottes nicht nur in Zweifel ziehen, sondern sie scharf absprechen! Dieses Absprechen der Vollkommenheit Gottes gehört sogar zu bedingten Glaubensbekenntnissen, die das Eintreten in Gemeinschaften erst ermöglichen.
Da haben wir die Rede von der Auferstehung des Fleisches, im Hinblick auf die Auferstehung des irdischen Körpers des Gottessohnes, die von den meisten Menschen ganz gedankenlos aufgenommen wird, ohne die geringste Spur eines Verständnisses zu hinterlassen. Andere wieder machen sich diese Behauptung mit vollkommen bewußter Unkenntnis zu eigen, da ihnen der Lehrer fehlte, der eine richtige Erklärung dafür geben konnte.
Welches traurige Bild bietet sich da einem ruhig und ernst beobachtenden Menschen. Wie kläglich steht eine solche Schar vor ihm, die sich sehr oft noch stolz als Eiferer ihrer Religion ansehen, als strenge Gläubige, wenn sie den Eifer darin zeigen, vorschnell in unwissender Überhebung auf Andersdenkende herabzusehen, nicht denkend, daß gerade das als untrügliches Zeichen hilflosen Unverständnisses genommen werden muß.
Wer fragenlos wichtige Dinge als seine Überzeugung aufnimmt und bekennt, zeigt damit grenzenlosen Gleichmut, aber keinen wahren Glauben.
In diesem Lichte steht ein solcher Mensch vor dem, das er das Höchste und das Heiligste zu nennen pflegt, was ihm den Inhalt und den Halt fürs ganze Sein bedeuten soll.
Damit ist er nicht ein lebendiges Glied seiner Religion, dem Aufstieg und Erlösung werden kann, sondern tönendes Erz, nur eine inhaltlose, klingende Schelle, der die Gesetze seines Schöpfers nicht versteht und sich auch nicht darum bemüht, sie zu erkennen.
Für alle, die so handeln, bedeutet es Stillstand und Rückgang auf dem Wege, der sie zu Entwicklungs- und Förderungszwecken durch die Stofflichkeit dem Lichte der Wahrheit zuführen soll.
Auch die falsche Auffassung der Auferstehung des Fleisches ist wie jede andere irrtümliche Anschauung ein künstlich erzeugtes Hemmnis, das sie mit hinüber nehmen in das Jenseits, vor dem sie dann auch dort stehen bleiben müssen und nicht weiter kommen, da sie sich nicht allein davon befreien können; denn falscher Glaube hängt an ihnen fest und bindet sie derart, daß ihnen jeder freie Ausblick zu der lichten Wahrheit abgeschnitten ist.
Sie wagen nicht anders zu denken und können deshalb auch nicht weiter. Damit kommt die Gefahr, daß die so sich-selbst-gebunden-haltenden Seelen auch noch die letzte Zeit zum Freiwerden versäumen, und nicht rechtzeitig emporsteigen zum Licht, wodurch sie mit in die Zersetzung gleiten müssen und die ewige Verdammnis als ihr Endziel finden.
Ewige Verdammnis ist das dauernd Ausgeschaltetsein vom Licht. Ein durch sich selbst aus der Natur des folgerichtigen Geschehenes heraus für immer davon abgetrennt bleiben, in das Licht als vollbewußt entwickelte Persönlichkeit zurückkehren zu können. Dieser Umstand tritt durch das Hineingezogenwerden in die Zersetzung ein, die neben dem feinstofflichen Körper auch alles geistig als persönlich-bewußtes Gewonnene zerstäubt und auflöst.*(Vortrag Nr. 20: Das jüngste Gericht) Das ist dann der sogenannte „geistige Tod“, von dem es keinen Aufstieg zu dem Lichte mehr geben kann für das bewußte „Ich“, das sich bis dahin entwickelt hatte, während es bei einem Aufstiege nicht nur verbleibt, sondern sich bis zur geistigen Vollkommenheit weiter bildet.
Ein in falschem oder gedankenlos als eigen angenommenem Glauben Hinübergegangener bleibt gebunden und gehemmt, bis er in sich selbst durch andere Überzeugung lebendig und frei wird und damit das Hindernis sprengt, das ihn durch sein eigenes Glauben davon zurückhält, den rechten und wahren Weg zu beschreiten und dort vorwärts zu gehen.
Diese Überwindung aber und die Kraftentfaltung, die es kostet, sich selbst von einem solchen Irrwahne zu lösen, ist ungeheuer. Schon der Schritt, einem solchen Gedanken nahezutreten, erfordert geistig einen gewaltigen Auftrieb. So halten sich Millionen selbst gefangen und können dadurch nicht mehr die Kraft gewinnen, auch nur den Fuß zu heben, in dem verderbenbringenden Wahne, damit Unrecht zu tun. Sie sind wie gelähmt und auch verloren, wenn nicht die lebendige Kraft Gottes selbst den Weg zu ihnen sucht. Doch diese kann wiederum nur dann helfend eingreifen, sobald der Funke eines Wollens dazu in der Menschenseele ruht und ihr entgegenkommt.
In diesem an sich so einfachen und natürlichen Vorgange ruht eine Lähmung, wie sie entsetzlicher und verderbenbringender nicht sein kann. Wird doch damit der Segen der dem Menschen anvertrauten freien Entschlußkraft durch falsche Anwendung zum Fluche. Ein jeder hat es stets selbst in der Hand, sich auszuschließen oder anzuschließen. Und gerade darin rächt es sich furchtbar, wenn sich ein Mensch blindlings einer Lehre anvertraut, ohne sorgfältigste und ernsteste Prüfung! Die Trägheit darin kann ihm sein ganzes Sein kosten!
Der ärgste Feind des Menschen rein irdisch ist die Bequemlichkeit. Bequemlichkeit aber im Glauben wird sein geistiger Tod!
Wehe denen, die nicht bald erwachen und sich aufraffen zu schärfster Prüfung alles dessen, was sie Glauben nennen! Verderben aber wartet derer, die so großes Elend verschulden! Die als falsche Hirten ihre Schafe in trostlose Wildnis führen. Nichts anderes vermag ihnen zu helfen als das Zurückgeleiten der verirrten Schafe auf den wahren Weg. Die große Frage dabei aber ist, ob ihnen dazu noch genügend Zeit verbleibt. Es prüfe jeder deshalb sorgfältig sich selbst, bevor er seinen Nächsten zu belehren sucht.
Irrglauben ist Irrwahn! Und dieser hält den Menschengeist hier wie im Jenseits dicht und fest gebunden mit einer Stärke, die nur die lebendige Kraft des wahren Gotteswortes lösen kann. Deshalb lausche jeder seinem Rufe, den es trifft. Nur der den Ruf empfindet, für den ist er bestimmt! Ein solcher prüfe dann und wäge, und werde frei!
Er vergesse dabei nicht, daß nur sein eigener Entschluß die Fessel sprengen kann, die er sich vorher selbst durch falschen Glauben auferlegte. Wie er sich in Bequemlichkeit oder in Trägheit einst entschloß, blind irgendeiner Lehre anzuhängen, die er nicht in allen Teilen ernsthaft prüfte, oder wie er Gott vielleicht zu leugnen suchte, nur weil er bisher nicht vermochte, selbst einen Weg zu ihm zu finden, der seinem berechtigten Bedürfnisse nach einer folgerichtigen Lückenlosigkeit entsprach, so muß auch jetzt wieder das erste Wollen von ihm selbst ausgehen zu dem rücksichtslosen Prüfen bei dem Suchen! Nur dann vermag er den durch seinen eigenen Willen bisher festgehaltenen Fuß zu heben und den ersten Schritt zu tun, der ihn zur Wahrheit und damit zur Freiheit in dem Lichte führt.
Er selbst und immer nur er selbst kann, soll und muß abwägen, weil er die Gabe dazu in sich trägt. Er muß ja auch alle Verantwortung nur auf sich selbst nehmen, so oder so, gleichviel, was er auch will und was er tut.
Schon das Bewußtsein müßte ihn zu schärfster Prüfung zwingen.
Gerade diese Verantwortung gibt einem jeden Menschen nicht nur das unbeschränkte Recht zu einer solchen Prüfung, sondern macht sie sogar zu der zwingendsten Notwendigkeit! Mag er es ruhig als gesunden Selbsterhaltungstrieb betrachten, das ist durchaus nicht unrecht! Er unterschreibt doch auch nicht irgendeinen irdischen Vertrag, der ihm eine Verantwortung auflegt, ohne diesen Wort für Wort genau zu prüfen und zu überlegen, ob er alles halten kann. Nicht anders ist es und viel ernster in den geistigen Beziehungen mit dem Entschluß, sich irgendeinem Glauben hinzugeben! Wenn die Menschen hierbei etwas mehr gesunden Selbsterhaltungstrieb betätigten, so würde dies nicht Sünde, sondern Segen sein!
Auferstehung des Fleisches! Wie kann das Fleisch der Grobstofflichkeit hinaufsteigen in das reingeistige Reich Gottvaters! Grobstofflichkeit, die nicht einmal in die Feinstofflichkeit des Jenseits überzutreten vermag. Alles Grobstoffliche, auch sogar das Feinstoffliche, ist nach den ewigen Naturgesetzen der Zersetzung unterworfen. Ausnahmen oder Abweichungen darin gibt es nicht, weil die Gesetze vollkommen sind. Demnach kann auch Grobstoffliches nach erfolgtem Tode nicht aufsteigen in das Reich des Vaters, oder auch nur in das der Zersetzung ebenfalls unterworfene feinstoffliche Jenseits! Derartige Abbiegungen sind aus der Vollkommenheit der göttlichen Naturgesetze heraus einfach ein Ding der Unmöglichkeit!
Im kleinen ist das alles auch ganz deutlich in den Gesetzen der Physik zu beobachten, die ebenfalls weiter nichts zeigen als die unverrückbaren Schöpfergesetze, welche wie alles in dem ganzen Sein auch das Gebiet durchziehen.
Alles Bestehende ist doch den einheitlichen Entstehungsgesetzen unterworfen, die klar und deutlich den einfachen, aber nicht verschiebbaren göttlichen Willen in sich tragen. Nichts vermag davon abgetrennt zu werden.
Es ist deshalb um so bedauerlicher, wenn einige Lehren gerade diese sich darin zeigende gewaltige Größe Gottes nicht anerkennen wollen, womit er der Menschheit mit ihrem Verstehen sichtbar so nahe tritt!
Jede Lehre weist ganz richtig auf die Vollkommenheit Gottes hin. Ist jedoch der Ursprung oder Urquell als solcher vollkommen, so kann auch nur Vollkommenes aus ihm hervorgehen. Demnach müssen notwendigerweise auch die in den daraus hervorgegangenen Willensakten liegenden Schöpfungsgesetze vollkommen sein. Es läßt sich ganz natürlicher Weise das eine nicht von dem anderen trennen. Diese vollkommenen Schöpfungsgesetze durchziehen als Naturgesetze alles Entstandene und halten es. Vollkommenheit ist aber nun gleichbedeutend mit Unabänderlichkeit. Das ergibt, daß ein Abbiegen in diesen Grund- oder Naturgesetzen ganz unmöglich ist. Mit anderen Worten: Es können unter keinen Umständen Ausnahmen vorkommen, die allem sonstigen Geschehen in dessen Natürlichkeit widersprechen.
So kann auch keine Auferstehung des Fleisches erfolgen, das als grobstofflich unbedingt an die Grobstofflichkeit gebunden bleibt!
Da alle die Urgesetze aus der göttlichen Vollkommenheit hervorgegangen sind, wird auch nie ein neuer Willensakt Gottes in anderer Form sich entwickeln können als in der von Urbeginn der Schöpfung an gegebenen.
Wenn sich so manche Lehre dieser Selbstverständlichkeit verschließt, die durch die Vollkommenheit Gottes unbedingt gegeben ist, so beweist sie damit, daß ihre Grundlagen falsch sind, daß sie auf an Raum und Zeit gebundenen Menschenverstand aufgebaut sind, und demnach keinen Anspruch machen dürfen auf Gottesbotschaft, die keine Lücken zeigen würde, da eine solche nur aus der Vollkommenheit kommen kann, aus der Wahrheit selbst, die lückenlos ist und auch in ihrer einfachen Größe verständlich. In erster Linie natürlich, weil die von den Menschen genannte Natur aus der Vollkommenheit des göttlichen Willens hervorging und heute noch ihre Lebendigkeit in unveränderter Art erhält, damit aber auch keinen Ausnahmen unterworfen sein kann.
Als Christus zur Erde kam, um die Gottesbotschaft der Wahrheit zu verkünden, mußte er sich deshalb auch wie jeder Mensch eines grobstofflichen Körpers bedienen, also des Fleisches. Darin müßte schließlich schon jeder denkende Mensch die Unabänderlichkeit der Naturgesetze erkennen, wie auch in dem durch die Kreuzigung erfolgten körperlichen Tode.
Dieses grobstoffliche Fleisch aber konnte nach diesem Tode auch keine Ausnahme bilden, sondern mußte in der grobstofflichen Welt verbleiben! Es konnte nicht auferstehen, um in eine andere Welt einzugehen! Die feststehenden göttlichen oder natürlichen Gesetze lassen das durch ihre aus dem göttlichen Willen hervorgegangene Vollkommenheit nicht zu. Können es gar nicht, sonst würden sie nicht vollkommen sein, und das zöge wiederum nach sich, daß auch Gottes Wille, seine Kraft und er selbst nicht vollkommen ist.
Da dies aber ausgeschlossen bleibt, wie jede Wissenschaft in der Schöpfung selbst feststellen kann, so ist es falsch und ein Zweifel an Gottes Vollkommenheit, wenn behauptet werden soll, daß dieses grobstoffliche Fleisch auferstanden und nach vierzig Tagen in eine andere Welt eingegangen sei.
Wenn Fleisch wirklich auferstehen soll, so kann dies nur derart geschehen, daß die mit dem grobstofflichen Körper noch durch eine feinstoffliche Schnur eine Zeit lang verbundene Seele in diesen Körper zurückgerufen wird *(Vortrag Nr. 40: Der Tod). Das ist den natürlichen Gesetzen entsprechend nur so lange möglich, als diese Schnur besteht. Ist diese Schnur einmal gelöst, so würde eine Auferweckung, also ein Zurückrufen der Seele in den bisherigen grobstofflichen Körper unmöglich sein! Auch das unterliegt streng den lückenlosen Naturgesetzen, und sogar Gott selbst vermöchte es nicht, weil es ja gegen seine eigenen vollkommenen Gesetze wäre, gegen seinen vollkommenen Willen, der selbsttätig in der Natur arbeitet. Gerade aus dieser Vollkommenheit heraus würde er auch nie auf einen so unvollkommenen Gedanken kommen können, der nur ein Willkürsakt sein müßte. Hier zeigt sich wieder eine anscheinende Gebundenheit Gottes in dem Schöpfungswerke durch seine lückenlose Vollkommenheit, die in jedem Falle erfüllt werden muß und keine Änderung zuläßt, die aber auch weder beabsichtigt noch notwendig ist. Es ist durchaus kein wirkliches Gebundensein Gottes, sondern es erscheint dem Menschen nur in manchen Dingen als solches, weil er nicht das ganze Geschehen zu überblicken vermag. Und dieses Nichtüberblickenkönnen des Ganzen bringt ihn dazu, an sich ganz gut und ehrerbietig gemeint, von seinem Gotte Willkürakte zu erwarten, die scharf gedacht die göttliche Vollkommenheit nur verkleinern müssen. Das von den Menschen dabei in aller Demut gemeinte Gute wird also in diesem Falle nicht zum ehrfurchtsvollen Emporblicken, sondern zum Herabziehen in die ganz natürliche Beschränkung des menschlichen Geistes.
Die unbedingte Einhaltung der göttlichen Willens- oder Naturgesetze betätigte sich auch bei der Erweckung des Lazarus, wie bei dem Jünglinge zu Nain. Diese konnten erweckt werden, weil die Verbindungsschnur mit der Seele noch bestand. Auf den Ruf des Meisters konnte die Seele wieder eins werden mit dem Körper. Dieser aber war dann gezwungen, nach den Naturgesetzen in der grobstofflichen Welt zu verbleiben, bis eine neue Lösung zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen Körper kam, die dem letzteren ermöglichte, in das feinstoffliche Jenseits einzugehen, also ein neues, grobstoffliches Absterben erfolgte.
Das Hinübergehen des grobstofflichen Körpers in eine andere Welt ist aber ein Ding der Unmöglichkeit. Wäre der Geist Christi wieder in den grobstofflichen Körper zurückgekehrt, oder hätte er diesen vielleicht gar nicht verlassen, so würde er gezwungen gewesen sein, noch so lange in der Grobstofflichkeit zu bleiben, bis ein neues Absterben erfolgte, nicht anders.
Ein Auferstehen zu einer anderen Welt im Fleische ist vollkommen ausgeschlossen, für die Menschen, wie auch damals für den menschgewordenen Christus!
Der irdische Leib des Erlösers ging denselben Weg, den jeder andere grobstoffliche Leib zu gehen hat, nach den Naturgesetzen des Schöpfers.
Jesus von Nazareth, der Gottessohn, ist demnach nicht fleischlich auferstanden!
Es wird nun trotz aller Logik und der gerade darin enthaltenen viel größeren Gottesverehrung noch viele geben, die in der Blindheit und Trägheit ihres falschen Glaubens so einfachen Wegen der Wahrheit nicht folgen wollen. So manche wohl auch, die aus eigener Einengung nicht folgen können. Andere wieder, die mit voller Absicht wütend dagegen zu kämpfen versuchen, aus der begründeten Angst heraus, daß damit ihr mühsam errichtetes Gebäude bequemen Glaubens zusammenbrechen muß.
Es kann ihnen nichts nützen, wenn sie sich als Grundlage nur auf die wörtlichen Überlieferungen stützen; denn auch die Jünger waren Menschen. Es ist ja nur rein menschlich, wenn die damals durch alles furchtbare Geschehen stark erregten Jünger bei der Erinnerung in ihre Schilderungen manche eigenen Gedanken mit verwoben, die durch das vorangegangene Erschauen ihnen selbst noch unerklärlicher Wunder so manches anders wiedergaben, als es in Wirklichkeit gewesen war.
Ihre Niederschriften und Erzählungen wurzelten wie bei der irrtümlichen Verschmelzung des Gottessohnes und des Menschensohnes mehrfach zu stark auf eigenen menschlichen Voraussetzungen, die dann für später manche Irrtümer zugrunde legten.
Auch wenn ihnen die stärkste geistige Eingebung helfend zur Seite stand, so greifen trotzdem bei der Wiedergabe vorgefaßte eigene Meinungen sehr stark mit ein und trüben oft das bestgewollteste und klarste Bild.
Jesus selbst hat aber keine Niederschriften vorgenommen, auf die allein man unbedingt sich streitbar stützen könnte.
Er würde nie etwas gesagt oder geschrieben haben, das sich mit den Gesetzen seines Vaters, den göttlichen Naturgesetzen oder dem schöpferischen Willen, nicht voll und ganz in Einklang stellte. Sagte er doch selbst ausdrücklich:
„Ich bin gekommen, die Gesetze Gottes zu erfüllen!“
Die Gesetze Gottes aber liegen klar in der Natur, die sich allerdings weiter erstreckt als nur auf die Grobstofflichkeit, aber doch auch in der feinstofflichen, wie in der wesenhaften und geistigen Welt überall „natürlich“ bleibt. Ein Denkender vermag in diesen bedeutungsvollen Worten des Erlösers sicherlich etwas zu finden, das über die verwirrenden Religionslehren hinausgeht und einen Weg zeigt denen, die wirklich ernsthaft suchen!
Außerdem aber kann jeder Mensch darüber auch Anhaltspunkte in der Bibel finden; denn Jesus erschien vielen. Was aber geschah? Maria erkannte ihn dabei zuerst nicht, Magdalena erkannte ihn nicht sogleich, die zwei Jünger auf dem Wege nach Emmaus erkannten ihn stundenlang nicht, trotzdem er mit ihnen ging und mit ihnen sprach... Was ist daraus zu folgern? Daß es ein anderer Körper sein mußte, den sie sahen, sonst hätten sie ihn alle sofort erkannt! —
Doch bleibe ruhig taub, wer noch nicht hören will, und blind, der zu bequem ist, seine Augen aufzutun!
Der allgemeine Begriff „Auferstehung des Fleisches“ findet seine Berechtigung in den irdischen Geburten, die nicht aufhören zu sein, solange es Erdenmenschen gibt. Es ist eine große Verheißung der Zulassung wiederholter Erdenleben, nochmaliger Inkarnationen zum Zwecke schnelleren Fortschrittes und notwendiger Ablösung von Wechselwirkungen niederer Arten, gleichbedeutend mit Sündenvergebung. Ein Beweis der unermeßlichen Liebe des Schöpfers, deren Gnade darin liegt, daß abgeschiedenen Seelen, die ihre Erdenzeit ganz oder zum Teil vergeudeten und deshalb unfertig zum Aufstieg in das Jenseits kamen, nochmals Gelegenheit gegeben wird, sich mit einem neuen grobstofflichen Körper oder Mantel zu umhüllen, wodurch ihr abgelegtes Fleisch in dem neuen Fleische eine Auferstehung feiert. Die schon hinübergegangene Seele erlebt damit eine neue Auferstehung im Fleische.
Welcher Segen in dieser sich dauernd wiederholenden Erfüllung einer so hohen Gnade ruht, vermag der nicht alles überschauende Menschengeist erst später zu erfassen!